Die Deutschen fühlen sich als Wassersparer, schließlich lernen hierzulande schon Kinder, während des Zähneputzens den Wasserhahn zuzudrehen. Mittlerweile ist der Wasserverbrauch vielerorts so stark gesunken, dass Experten immer wieder vor verstopften Rohrleitungen warnen. Gleichzeitig regnet es in Deutschland vergleichsweise viel und häufig, Wasser ist meist in großen Mengen verfügbar. Investitionen in das auf den ersten Blick so gar nicht knappe Gut Wasser scheinen aus dieser Sicht wenig attraktiv.
Der offensichtliche Wasserverbrauch ist aber nur ein Teil, und zudem ein sehr kleiner Teil der Wahrheit: Der sogenannte virtuelle Wasserabdruck Deutschlands ist immens. Denn die Verbraucher hierzulande zählen zu den konsumstärksten der Welt. Und ein Großteil des Wassers wird weltweit längst nicht mehr zum Trinken oder Duschen, sondern in der industriellen Produktion verbraucht. Das Problem: Gerade in vielen asiatischen und afrikanischen Ländern, die sich in den vergangenen Jahrzehnten zu den Werkbänken und Rohstofflieferanten der globalisierten Weltwirtschaft entwickelt haben, ist Wasser knapp. Die Notwendigkeit, in vielen Regionen in Wasser sparende Technik und effiziente Wasser-Infrastruktur zu investieren, ist entsprechend groß, und damit auch der Anreiz für Anleger, in Firmen aus der Wasserbranche zu investieren.
19 zugelassene Wasserfonds in Europa verwalten 6,8 Milliarden Euro
Europaweit zählt der Fondsratinganbieter Morningstar derzeit 19 zugelassene Wasserfonds, die ein Volumen von 6,8 Milliarden Euro verwalten. Die Fonds investieren überwiegend in Industrieunternehmen, die technische Geräte und Anlagen etwa zur Wasseraufbereitung und -analyse herstellen, und in Versorger, die Infrastruktursysteme wie Rohrleitungsnetze aufbauen und unterhalten, Kläranlagen und Wassermanagementsysteme betreiben. Hinzu kommen Unternehmen etwa aus dem Gesundheitssektor, die zum Beispiel Wassertests anbieten. Gemessen am gesamten Fondsuniversum sind die Themenfonds rund ums kühle Nass nur eine kleine Nische. Aber immerhin eine, die es schon seit vielen Jahren gibt, und die im Gegensatz zu vielen anderen Themenfonds nicht nach wenigen Jahren wieder in der Versenkung verschwinden. Zwar war es um die Fonds in den vergangenen Jahren eher ruhig, nach einem zwischenzeitigen Hype in den Jahren vor der Finanzkrise mussten viele Fonds unter dem Strich Mittelabflüsse verzeichnen. Im vergangenen Jahr stieg das Volumen des in Wasserfonds verwalteten Vermögens europaweit immerhin um etwas mehr als zwei Prozent. Im laufenden Jahr ist der Zufluss erstmals wieder deutlich spürbar, rund 600 Millionen Euro und damit um die zehn Prozent mehr Geld verwalten die Fonds derzeit im Vergleich zum Beginn des Jahres.
An der Spitze der Hackordnung der Fonds ändert das freilich nichts. Die klare Nummer eins beim Volumen ist der Pictet-Water der gleichnamigen Schweizer Privatbank mit einem verwalteten Vermögen von 3,6 Milliarden Euro, der damit mehr als die Hälfte des gesamten in europäische Wasserfonds investierten Kapitals auf sich vereint. Der Fonds war der erste seiner Art und damit Begründer der Themensparte Wasser. Fondsmanager Hans Peter Portner verwaltet den Fonds seit dem Jahr 2001, aufgelegt wurde das Produkt ein Jahr zuvor. Der Morningstar-Report lobt die „langfristige orientierte und disziplinierte Umsetzung des Themas Wasser in diesem Fonds“, auch wenn der Marktführer bei der Rendite nicht immer top war. In den Jahren 2012/2013 machte dem Fonds sein verstärktes Engagement in den Emerging Marktes zu schaffen. Das fünfköpfige Management-Team um Portner hatte zum Beispiel in brasilianische Wasserversorger und weitere Titel aus Schwellenländern investiert, in der Spitze machte das in Emerging Markets angelegte Geld mehr als 20 Prozent aus. Zwischenzeitig fiel dieser Anteil wieder auf zwölf Prozent, 2014/15 lag der Fonds bei der Rendite wieder vor der Konkurrenz. Auf Sicht von fünf Jahren erzielte der Pictet ein Plus von 13,12 Prozent pro Jahr und lag damit leicht unter dem Kategorie-Durchschnitt von 13,88 Prozent.
Deutlich besser schnitt im selben Zeitraum der zweitälteste Wasserfonds ab: Der Robeco SAM Sustainable Water wurde 2001 aufgelegt und erzielte über die vergangenen fünf Jahre ein durchschnittliches Plus von 15,39 Prozent.
Nur ein aktiv gemanagter Wasserfonds war im Vergleichszeitraum noch besser: Der BNP Paribas Aqua erzielte in den vergangenen fünf Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 17,22 Prozent. Damit schlagen die Rendite-Spitzenreiter der Wasserfonds sogar den Aktiendurchschnitt des MSCI World, der bei 14,41 Prozent lag. Beim verwalteten Fondsvolumen können die beiden Spitzenreiter dem Branchenurgestein von Pictet allerdings nicht das Wasser reichen: Der BNP Paribas Aqua verwaltet derzeit rund 870 Millionen Euro, der Robeco SAM Sustainable Water etwa 741 Millionen Euro. Damit belegen die Produkte in der Reihenfolge der größten Wasserfonds die Plätze zwei und drei.
Fondsinvestitionen: 54 Prozent in Industrieunternehmen, 23 Prozent in Versorger
Ein Blick auf die Firmen, in die die Wasserfonds investieren, zeigt vor allem zwei Schwerpunkte: Im Durchschnitt investieren die Fonds 54 Prozent des Kapitals in Industrieunternehmen und 23 Prozent in Versorger, hinzukommen mit deutlichen Abstand Sparten wie chemische Grundstoffe und Gesundheit. Viele der Fonds wie die Schwergewichte Pictet Water, BNP Paribas Aqua und Robeco SAM Sustainable investieren mit einer solchen oder ähnlichen Gewichtung. Im Pictet-Produkt sind die zehn größten Positionen entsprechend allesamt Industriewerte und Versorger, der größte Einzeltitel ist Veolia Environment sowie der Versorger Suez Environment aus Frankreich, die Versorger United Utilities Group und Pennon Group aus Großbritannien, der Industrietitel Danaher aus den USA.
Freilich werden auch Anleger fündig, die eine andere Gewichtung der Branchen bevorzugen. Der Hornet Infrastructure Water wird seinem Namen gerecht und investiert mehr als 70 Prozent des Kapitals in Versorger, beim AMCFM Global Water sind es rund 40 Prozent, mit entsprechend kleineren Anteilen an Industrieunternehmen. Eine Sonderstellung hat der Alta Water inne, der 65 Prozent in defensive und 31 Prozent seines Vermögens in zyklische Konsumtitel investiert. Einzig der Ökoworld Water for Life investiert ebenfalls mit rund 16 Prozent zumindest nennenswert in Konsumtitel, die anderen Fonds mischen die Branche allenfalls im kleinen einstelligen Prozentbereich oder gar nicht bei. Die größte Position des Ökoworld-Produktes sind mit 18 Prozent Technologietitel. Die ungewöhnliche Zusammensetzung beschert den Fonds allerdings keine außergewöhnliche Rendite: Der AMCFM schafft es mit einem jährlichen Plus von 13,61 Prozent über fünf Jahre immerhin noch vor den Klassiker von Pictet, der konsumorientiere Alta Water mit 11,04 Prozent liegt schon spürbar zurück, ebenso der Ökoworld-Fonds mit 8,80 Prozent, dem Hornet-Produkt beschert sein starker Versorger-Schwerpunkt durchschnittlich vergleichsweise magere 7,28 Prozent pro Jahr.
So unterschiedlich die Wasserfonds sind, haben die meisten von ihnen eines gemeinsam: die vergleichsweise hohen Kosten. Der teuerste Fonds ist der AMCF Global Water mit jährlich 2,87 Prozent laufenden Kosten, gefolgt vom Alta Water mit 2,74 Prozent und dem Ökoworld Water For Life mit 2,51 Prozent. „Wasserfonds sind im Vergleich zu anderen Fonds relativ teuer“, sagt Analystin Barbara Claus von der Fondsratingagentur Morningstar. „Das ist eigentlich nicht einzusehen, das Management ist jedenfalls nicht grundsätzlich aufwendiger als das anderer aktiv gemanagter Fonds.“ Deren Kosten liegen in der Regel bei rund 1,6 bis 1,8 Prozent jährlich. Claus beobachtet das Phänomen auch bei anderen Themenfonds. „Die Ursache ist wohl das überschaubare Angebot und die begrenzte Auswahl. Zudem wissen die Fondsanbieter, dass Anleger, die eine solchen speziellen Fonds haben wollen, auch bereit sind, dafür einen gewissen Aufpreis zu zahlen.“ Die hohen Kosten sind auch ein Grund dafür, warum die Sparte trotz der guten Performance vieler Wasserfonds etwas schlechter abschneiden als der große Aktienkorb des MSCI World ETF. Der Aktien-Welt-Index schaffte in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 14,41 Prozent und damit rund einen halben Prozentpunkt pro Jahr mehr als die Wasserfonds im Durchschnitt. Der stark rentierende BNP Paribas Aqua zählt mit laufenden Kosten von 2,39 Prozent ebenso zu den teuren Fonds wie der Robeco SAM Sustainable Water, bei dem ebenfalls hohe laufende Kosten von 2,20 Prozent eine noch bessere Rendite verhindern. „Während die Rendite regelmäßig schwankt und die Spitzenreiter im nächsten Jahr schon deutlich schlechter abschneiden können, ändert sich an den hohen Kosten in der Regel kaum etwas“, beobachtet Claus.
ETF’s als kostengünstige Alternative
Eine Alternative können passiv verwaltete Exchange Trade Funds (ETFs) sein, deren Kosten meist deutlich niedriger sind als die der aktiv verwalteten Pendants. Zum Beispiel fallen beim Lyxor ETF World Water 0,6 Prozent pro Jahr an laufenden Kosten an, der Fonds bildet den Verlauf des World-Water-Indexes der Lyxor-Mutter Société Génerale nach. Der Index beinhaltet die 20 größten börsennotierten Unternehmen weltweit aus den Sparten Infrastruktur, Wasseraufbereitung und Wasserversorgung, zu den größten Positionen des Fonds zählen entsprechend der Gewichtung im Index zum Beispiel der Wasserversorger American Water Works und der Schweizer Sanitärhersteller Geberit. Das Konzept des Fonds mit der Nachbildung des Index bei geringen Kosten ist in der jüngeren Vergangenheit klar aufgegangen: Der Fonds ist in der Wasser-Kategorie über die vergangenen fünf Jahr mit 18,18 Prozent Rendite klar die Nummer eins, noch vor dem besten aktiv verwalteten Fonds. Und der Erfolg des Lyxor- ETF ist kein Einzelfall: Den dritten Platz im Ranking der Produkte mit der höchsten Fünf-Jahres-Rendite teilt sich der Robeco SAM mit dem Global Water des ETF-Anbietes iShares. Der passive Fonds bildet den Kursverlauf des Indexes S&P Global Water ab, der wiederum die Wertentwicklung der 50 größten und liquidesten börsennotieren Aktien widergibt, die ihr Geld in den Geschäftsfeldern Wasserversorgung und Infrastruktur einerseits sowie Wasseraufbereitung andererseits verdienen. Der Index enthält jeweils 25 Unternehmen aus beiden Bereichen mit einer Marktkapitalisierung von mindestens 250 Millionen US-Dollar. Ein einzelner Titel macht maximal zehn Prozent des Fondsvermögens aus, wenn das Unternehmen Geschäftsfelder mit Bezug zu Wasser als Hauptgeschäft betreibt, ansonsten maximal fünf Prozent. Auch das Konzept des iShares-Wasser-ETF hat sein Auflegung 2007 viele Investoren überzeugt, derzeit verwaltet der Fonds ein Vermögen in Höhe von 390 Millionen Euro.
Ethische Erwägungen und Nachhaltigkeit als Motivation
Viele Anleger von Wasserfonds wollen nicht nur Geld verdienen, sondern obendrein etwas Gutes tun. Im Grundsatz ist das auch eine richtige Idee: „Wenn Wasserfonds in Unternehmen investieren, dank deren Technik der Wasserverbrauch sinkt oder die in die Netzinfrastruktur investieren, bewirken sie damit etwas Gutes“, sagt Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Forums für nachhaltige Geldanlage (FNG). Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich zumindest die größten Positionen eines Fonds anschauen, um einen Überblick zu bekommen, wie groß dessen Wasserengagement tatsächlich ist. „Es gibt keine Definition, welchen Anteil seines Vermögens ein Fonds mindestens in Wasseraktivitäten investieren muss“, sagt Fondsanalystin Claus. Ein hundertprozentiges Wasserengagement ist ohnehin kaum möglich, weil die meisten Unternehmen auf verschiedenen Geschäftsfeldern unterwegs sind. Wer Aktien solcher Unternehmen kauft, hat also automatisch fast immer auch Nicht-Wasser-Engagements im Depot. So schätzt das Management des Pictet-Water den Anteil des Portfolios an Geschäftsfeldern mit Bezug zu Wasser auf rund 70 Prozent. Der Mindestanteil des Wassergeschäfts von Unternehmen, um für das Anlageuniversum des Fonds überhaupt infrage zu kommen, liegt demnach bei 20 Prozent. Einige Fonds investieren auch in Titel, bei denen Wassergeschäftsfelder eine noch geringere Rolle spielen. Ob das dann noch waschechte Wasserinvestments sind, muss letztlich jeder Anleger selbst entscheiden.
Obendrein ist nicht jedes Wasserengagement automatisch moralisch gut. Zu den größten Positionen des Wasserfonds Alta Water zählen Nestlé und Pepsi, die mit diversen Wassermarken am Markt sind und das milliardenschwere Geschäft mit abgefülltem Wasser längst als lukrativen Markt für sich entdeckt haben. Und dafür immer wieder in der Kritik stehen: Nestlé wird etwa vorgeworfen, Wasser in Regionen der dritten Welt billig abzupumpen, wo es ohnehin knapp ist, um es dann im Flaschen abgefüllt für ein Vielfaches wieder zu verkaufen. Und Pepsi steht ebenso wie weitere Anbieter in der Kritik, weil das Unternehmen schlicht Leistungswasser in Flaschen verkauft und kein Quellwasser. Letzteres glauben aber viele Konsumenten angesichts von idyllischen Naturpanoramen auf den Etiketten etwas anderes und zahlen entsprechend viel Geld für das vermeintlich hochwertige Wasser. Ein weiteres Problem ist laut Umweltschutzorganisationen die Verpackung: Weltweit verkaufen Firmen abgefülltes Wasser vor allem in Plastikflaschen, deren Produktion viel Wasser verbraucht, obendrein verschmutzt der Plastikmüll später als Müll die Weltmeere. Auch hier entscheidet letztlich jeder Anleger selbst, ob er solche Geschäftsmodelle als sinnvolles Wasserinvestment akzeptiert.
Eine Orientierung bei der Suche nach dem passenden Wasserfonds können die Nachhaltigkeitsstrategien der Fonds liefern. Die sagen zwar nicht unbedingt etwas darüber aus, wie genau sich das Wasserengagement eines Fonds zusammensetzt. Aber der Investor bekommt einen Überblick, ob ein Fonds grundsätzlich Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl von Aktien berücksichtigt. „Rund die Hälfte der im deutschsprachigen Raum zugelassenen Wasserfonds verfolgen explizit eine Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt FNG-Chef Weber. Zum Beispiel investiert der Ökoworld Water for Life nachhaltig in Bezug auf Umwelt und Soziales: Investments in Agrochemie, fossile Brennstoffe, grüne Gentechnik und Kernenergie sind ebenso ausgeschlossen wie Engagements in Unternehmen, die sich nicht verpflichtet haben, bestimme Mindeststandards bei Rechten von Mitarbeitern einzuhalten. Der Fonds bezieht 100 Prozent seines Portfolios in die Analyse ein, zudem nehmen die Fondsmanager nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch strategisch wichtige Zulieferer in Bezug auf deren Nachhaltigkeit unter die Lupe. So gesehen hat der Ökoworld Water for Life dann doch noch mehr zu bieten als seine vergleichsweise niedrige Rendite. //